Welt der Pilze

Die Stinkmorchel

Letzte Aktualisierung am 21.12.2023

Die Stinkmorchel, auch Leichenfinger genannt, war 2020 der "Pilz des Jahres", befand die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. Zweifelsohne ist dieser Pilz ein besonderer, auch wenn er wegen des stinkenden Schleims, den er absondert, zunächst nicht so attraktiv erscheint. Interessant ist der Pilz jedoch zunächst, weil er sich aus einem kugeligen Hexenei entfaltet, welches essbar ist und für manche Menschen sogar eine Delikatesse darstellt.

leckerer Pilz, Foto: Martin Schramme, 2023
Die Stinkmorchel ist einer der faszinierendsten Pilze, unter anderem wegen des filigranen Flechtwerks, aus dem der Stil besteht.

Doch auch der vollständig ausgewachsene Pilz ist umso interessanter, je intensiver man ihn studiert. Da ist zunächst sein Stiel, der hohl ist und aus einem filigranen, weißen Geflecht besteht, das stabil genug ist, um sich leicht gebogen bis zu 20 Zentimeter hoch aufzubauen, beim weiteren Altern der Morchel aber auch sehr leicht bricht. Hinzu kommt der klebrige, spitze Hut, der wegen seines dichten Ansatzes am Stil dem Pilz eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Phallus, also dem männlichen Glied, verleiht. Auf diesem Hut bildet sich ein klebriger, dunkeloliver, zuckriger Schleim, der nach Aas riecht und Insekten magisch anzieht, insbesondere Fliegen, die den Schleim, Gleba genannt, genüsslich aufsaugen. In der Gleba befinden sich die Sporen der Stinkmorchel, so dass diese durch die hungrigen Insekten weiterverbreitet werden.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023
Die Stinkmorchel in voller Schönheit und bereit, von Insekten besucht und abgeleckt zu werden.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023
So sieht die Stinkmorchel aus, nachdem sie von den Insekten, insbesondere Fliegen, komplett abgeleckt wurde.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023

Dank der Mythen um die Stinkmorchel, verwendete man den Pilz früher, um ein Aphrodisaikum oder Öle gegen Gicht und Rheuma herzustellen. Die Gallertmasse im Hexenei jedenfalls hat eine Konsistenz wie Schönheitscremes, die als Hautbefeuchter und Hautstraffer angeboten werden. Das Gel hat ein wirklich beeindruckendes Fluidum.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023
So sieht es aus das Hexenei.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023
Das Hexenei ist aufgebrochen, so dass die Gallertmasse sichtbar ist, aus der die Stinkmorchel emporschießen wird.

zwei Hexeneier, Foto: Martin Schramme, 2023
Hier liegen gleich zwei Hexeneier. Die äußeren Hüllen sind bereits aufgebrochen. Im weiteren Verlauf wird sich das "Ei" weiter öffnen und der Stiel samt Hut emporschießen.

ein aufgeschnittenes Hexenei, Foto: Martin Schramme, 2023
Hier im Bild ein aufgeschnittenes Hexenei, also die Ausgangsform einer Stinkmorchel. Zu sehen ist eine Hülle, in der sich eine weitere Hülle befindet, die in einer gallertartigen Masse "schwimmt" und den späteren Kopf der Stinkmorchel sowie das olivgrüne "Sporenpulver" für die Gleba enthält.

Stinkmorchel, Foto: Martin Schramme, 2023
Das weiße Fleisch im Inneren der zweiten Hülle ist, kurz angebraten, extrem lecker. Es ist im Prinzip möglich, die Gleba zu essen, wegen der schweren Verträglichkeit und dem eigenartig herben Geschmack aber nicht ratsam. Während also Teile des Hexeneis essbar sind, ist die ausgewachsene Stinkmorchel definitiv kein Speisepilz.

Hinweis: Alle Angaben zu den Inhaltsstoffen der Pilze, ihren Wirkungen und insbesondere die sich daraus ergebenden Hinweise zum Verzehr sind ohne Gewähr. Der Inhaber dieser Seite und Verfasser der Texte haftet nicht für den Missbrauch von Pilzen. Lassen Sie die Pilze im Zweifel stehen und erfreuen Sie sich einfach an ihrer Schönheit.

Quellen
Deutsche Gesellschaft für Mykologie: Stinkmorchel Pilz des Jahres 2020